Behandlung und Vorbeugung von Gicht

Da Gicht meist erblich bedingt ist, sind Ausbrüche der Erkrankung nur sehr schwer zu verhindern. Eine medikamentöse Therapie hilft jedoch, die akuten Anfälle und den Verlauf der Erkrankung effektiv zu behandeln. Mit angepassten Lebens- und Ernährungsgewohnheiten kann einem akuten Anfall vorgebeugt werden.

Diagnose von Gicht

Bevor eine Gicht behandelt wird, muss sie jedoch erst einmal diagnostiziert werden. Die typische Untersuchung bei einem Verdacht auf Gicht bezieht sich auf das Blut. Entzündungs- und Harnsäurewerte geben Aufschluss über ein Vorliegen der Erkrankung. Zusätzlich können Röntgenbilder erstellt und Punktionen der Gelenkflüssigkeit durchgeführt werden, um Uratkristalle und fortgeschrittene Gelenkverformungen zu diagnostizieren.

Medikamentöse Behandlung eines akuten Gichtanfalls

Präparate zur Senkung des Harnsäurewerts
Sowohl für die anfängliche Gichttherapie, die einen akuten Ausbruch lindern soll, als auch für eine Langzeittherapie, welche sich auf die Verhinderung des Fortschreitens der Krankheit spezialisiert, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Diese senken die Harnsäurewerte im Blut, was Ausbrüche lindert oder sogar ganz verhindern kann.

 

Präparate zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen
Zudem werden die Schmerzen und Entzündungen gemindert, die den Patienten in seinem geregelten Alltag weitestgehend einschränken können. Welches Präparat zur Anwendung kommt, muss vom behandelnden Arzt entschiedenen werden. Dennoch sollen die verschiedenen Präparate im Folgenden aufgeführt und in ihrer Wirkung kurz erläutert werden.

Präparate zur Schmerzlinderung bei einem akuten Gichtanfall

Nicht-steriodale Antirheumatika
Die Abkürzung NSAR steht für ’nicht-steriodale Antirheumatika‘. Medikamente dieser Kategorie sind frei von Kortisol und wirken vor allem bei einem akuten Anfall von Gicht, da sie die Schmerzen effektiv lindern und die Entzündung im betroffenen Gelenk hemmen.

Tablettenmischung
Tablettenmischung

Glukokortikoide oder steriodale Antirheumatika
Des Weiteren existieren verschiedene Präparate, welche Kortison enthalten. Diese werden auch als Glukokortikoide oder steriodale Antirheumatika bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist das Präparat ‚Prednisolon‘. Diese Medikamente wirken genau wie die Vertreter der nicht-steriodalen Antirheumatika bei einem akuten Gichtanfall, indem sie einerseits die Schmerzen lindern und andererseits die Entzündung hemmen. Diese Mittel können entweder oral als Tabletten eingenommen werden oder sie werden als Spritze direkt in das Gelenk injiziert, um die Wirkung zu beschleunigen.

Colchicin ist das am längsten bekannte Medikament zur Verhinderung eines akuten Gichtanfalls beziehungsweise dessen Linderung. da es jedoch über zahlreiche Nebenwirkungen verfügt, wird es von Ärzten nur mit großen Bedenken eingesetzt. Es überzeugt jedoch durch seine hohe Wirksamkeit in Bezug auf die Schmerzlinderung in den Gelenken. Allerdings ist zu bemerken, dass es sich nicht direkt auf die Ursache der Beschwerden auswirkt. Es senkt nicht den Harnsäurewert im Blut, sondern wirkt sich entzündungshemmend aus. Zwar gehen dadurch die Schmerzen zurück, jedoch bleiben die eigentlichen Ursachen der Schmerzen unberücksichtigt.

Präparate für die Langzeittherapie zur Verhinderung neuer Gichtanfälle

Auch hier kann Colchicin eingesetzt werden, jedoch wird es meist begleitend zu anderen Medikamenten verwendet, um neuen Anfällen vorzubeugen.

Mit Urikostatika die Bildung von Harnsäure hemmen

Durch die Hemmung der Bildung von Harnsäure mit Urikostatika, sind im Blut nur mehr die Vorstufen der Harnsäure enthalten, welche weitaus besser im Wasser löslich sind. Hierdurch können sie einfacher über den Urin ausgeschieden werden.

Ein Beispiel für diese Kategorie ist Allopurinol, welches jedoch verschiedene Nebenwirkungen hervorruft. Dazu zählen unter anderem Übelkeit und Durchfall, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Schwindel. Mitunter kann die Funktion der Leber beeinträchtigt werden, was zur Unregelmäßigkeiten im Blutbild führt.

Ein alternatives Medikament ist Febuxostat, welches einen relativ neu entwickelten Wirkstoff darstellt. Es senkt ebenfalls erhöhte Werte von Harnsäure im Blut.

Urikosurika zur erhöhten Ausscheidung von Harnsäure

Die Präparate dieser Kategorie fördern eine vermehrte Ausscheidung von Harnsäure, was dazu führt, dass der Spiegel im Blut effektiv gesenkt wird. Ein Beispiel hierfür ist das Medikament Benzobromaron.

Dieser Wirkstoff wird eingesetzt, wenn eine spezielle Diät in Verbindung mit Urikostatika nicht mehr ausreicht, um die Folgen und Beschwerden der Gicht in Schach zu halten.
Meist werden anfänglich sowohl Urikostatika und Urikosurika verschrieben, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen.

Nach einiger Zeit ist es realistisch, lediglich Urikostatika zu verwenden. Da die Harnsäurewerte im Blut durch eine vermehrte Ausscheidung nachhaltig reduziert wurden, genügt es, die Bildung neuer Harnsäure zu verhindern, um die Beschwerden der Gicht und akute Anfälle zu verhindern.

Was tun während einer Akutphase?

Während der Akutphase eines Gichtanfalls scheinen medikamentöse Maßnahmen oft nicht alle Beschwerden effektiv zu lindern. Um die Schmerzen erträglicher zu gestalten, können einfache Ratschläge befolgt werden, die den Anfall zwar nicht verhindern oder verkürzen, die Leiden für den Betroffenen aber sehr wohl vermindern können.

Hochlagern des betroffenen Gelenks
Wird das Gelenk hochgelagert, kann dies als entlastend empfunden werden, da weniger Körpergewicht darauf lastet. So werden die Schmerzen zumindest geringfügig minimiert. Begleitend eine Bettruhe einzuhalten, verstärkt den lindernden Effekt noch. Jedoch ist zu beachten, dass das betroffene Gelenk sehr berührungsempfindlich ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, es von der Bettdecke freizuhalten.

Kühlen hilft
Kühlende Umschläge helfen zudem, die Schmerzen und die Entzündung im Gelenk zu verringern. Darüber hinaus unterstützt eine purinarme Kost die Maßnahmen zur Linderung des akuten Gichtanfalls. Diese spezielle Ernährungsform wird noch wirksamer, wenn Patienten begleitend viel Flüssigkeit (vorzugsweise Mineralwasser, keinesfalls Alkohol) aufnehmen.

Therapie bei chronischer Gicht

Die Therapie bei chronischer Gicht stützt sich auf mehrere Säulen. Einerseits werden die bereits erwähnten Präparate vom Arzt verschrieben, um Schmerzen zu lindern und die Harnsäurewerte im Blut zu verringern. Andererseits können physikalische Therapien unterstützend wirken. Sind bereits größere Gicht-Tophi (Weitere Informationen dazu auch unter dem Menüpunkt Symptome) entstanden, so ist meist ein operativer Eingriff zu deren Entfernung unumgänglich. Diese Behandlungsmaßnahmen können durch alternative Methoden wie die Einnahme von Schüssler Salzen oder Homöopathie unterstützt werden.

Hausmittel, um Gicht vorzubeugen

Medikamentöse Behandlungen sind unbedingt durchzuführen, wenn eine Gichterkrankung vorliegt. Sie können von Hausmitteln nicht ersetzt, jedoch sehr effektiv ergänzt werden, um den positiven Effekt noch zu steigern. Neben speziellen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten bieten sich verschiedene Maßnahmen besonders an.

Quarkwickel gegen Schwellungen und Schmerzen
Bei angeschwollenen und schmerzenden Gelenken ist ein Quarkwickel sinnvoll. Frisch aus dem Kühlschrank entnommen, kann Quark die Entzündung hemmen, da es schädliche Stoffe aus dem Körper entzieht und gleichzeitig die Temperatur verringert.

Apfelessig-Wasser-Gemisch bei akutem Anfall
Auch ein Gemisch aus Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:7 kann die Beschwerden eines akuten Anfalls lindern, wenn es auf die betroffenen Stellen vorsichtig aufgetragen wird. Ebenso erzielen Krautwickel mit Arnikatinktur oder mit Knoblauchessig eine ähnliche Wirkung.

Regelmäßige Saunagänge zwischen den Anfällen
Mitunter unsinnig scheint die Empfehlung, regelmäßig die Sauna zu besuchen, da die erhöhten Temperaturen kaum entzündungshemmend wirken. Jedoch können Saunabesuche gerade in den Zeiträumen zwischen akuten Gichtanfällen helfen, unterwünschte Stoffe über Schweiß aus dem Körper auszuscheiden. Ob diese Maßnahme wahrgenommen wird, bleibt dem persönlichen Ermessen in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt überlassen. Einen ähnlichen Effekt erzielen spezielle Bäder, beispielsweise mit einem Zusatz von Heublumen.

Anpassung der Lebens- und Essgewohnheiten

Da Gicht erblich bedingt ist, kann sie frühzeitig entdeckt werden. So empfiehlt es sich, bereits in jungen Jahren spezielle Ernährungs- und Lebensgewohnheiten einzuhalten.
Übergewicht wirkt sich positiv auf Gichtanfälle und ihre Häufigkeit aus. Daher ist es erstrebenswert, den Body-Maß-Index unter einem Wert von 25 zu halten. Jedoch ist bei bestehendem Übergewicht und dem Wunsch nach dessen Reduktion zu beachten, dass Radikaldiäten Gichtanfälle provozieren. Generell ist es besser, sich gesund zu ernähren und viel körperliche Aktivität in den Alltag zu integrieren. So kann der Harnsäurespiegel auf natürliche Weise gesenkt werden.

Ausführlichere Erläuterungen dazu finden Sie unter dem Menüpunkt Ernährung.

Dank einer Therapie mit Medikamenten oder andern Methoden sowie einer speziellen Diät können die Harnsäurewerte im Blut, welche auslösend für einen Anfall sind, jedoch niedrig gehalten werden. Werden diese Werte stabil gehalten, kann die Krankheit in ihrem Fortschreiten aufgehalten werden und die Zahl der Gichtanfälle langfristig abnehmen.

Da Gicht auch außerhalb der akuten Anfälle fortschreitet, ist es unbedingt notwendig, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen, auch wenn zunächst keine Symptome zu bemerken sind. Die anfänglichen Maßnahmen konzentrieren sich dabei auf die Schmerzlinderung, während dauerhafte Therapiemethoden einen weiteren Verlauf und ein Ausbreiten der Krankheit im menschlichen Körper verhindern sollen.

Das Gichtrisiko durch Kaffee senken

Die University of British Columbia in Vancouver fand in einer Studie heraus:

Wer täglich vier Tassen Kaffee trinkt, senkt sein Risiko für eine Gichterkrankung.

In der Studie untersuchte das Team um Hyon Choi den Harnsäuregehalt in Blut und Urin von 14.000 Probanden über 20 Jahre, welche zuvor ausführlich über ihren Kaffeekonsum befragt worden waren. Zusätzlich wurden Daten von 45.000 Männern (alle über 40 Jahre alt) analysiert. Diese Analyse ergab, dass mindestens vier Tassen Kaffee pro Tag das Gichtrisiko um bis zu 60 Prozent verringern.

Wahrscheinlich liegt es an der im Kaffee enthaltenen Chlorogensäure, welche sich positiv auf die eigene Insulinempfindlichkeit auswirkt und damit den Harnsäurespiegel im Blut senkt. Koffeinhaltige Getränke und Tee sowie entkoffeinierter Kaffee zeigten jedoch keine positive Wirkung. Vielmehr hatte Letzterer einen negativen Einfluss auf den Harnsäurespiegel.

Quelle: www.aerztezeitung.de

Die Studie ist im „Arthritis Care & Research“ sowie im „Arthritis & Rheumatism“ nachzulesen.

Folgeschäden und Komplikationen bei Nichtbehandlung

Die Behandlung von Gicht ist vor allem dahingehend von entscheidender Wichtigkeit, dass die unbehandelte Erkrankung nicht nur die Gelenke dauerhaft beschädigt und den Bewegungsapparat einschränkt, sondern auch die inneren Organe betrifft.